Missionshilfe Pedro II

Bericht

Adeodata dos Anjos…

…ist eines der Gründungsmitglieder von MANDACARU und ist zur Zeit die Schulleiterin der Ökoschule. Sie berichtet über ihre Erfahrungen während ihrer fünfwöchigen Reise durch 14 deutsche Städte.

»Jedes Mal wenn man eine andere Nation besucht, erweitert sich der Horizont. Auch für mich sind auf dieser Reise einige Punkte klarer geworden.

Hier einige Beispiele:

Sowohl innerhalb der Halbtrockenzone als auch in der kalten Zone oder sagen wir innerhalb des trockenen und des kalten Klimas gibt es viel Unberechenbares, viele Schwierigkeiten und Unterschiede und so ergeben sich verschiedene Herausforderungen. Möglicherweise präsentiert das kalte Klima sogar mehr Herausforderungen für das Leben der Menschen als das Trockene. Im kalten Klima zu leben erfordert beispielsweise feste Häuser, Heizungen, wärmende Kleidung, eine den Temperaturen angepasste Vorratshaltung für die Nahrung der Menschen und der Tiere. Trockenes Klima erfordert z. B. Bevorratung (Speichern) von lebensnotwendigem Wasser, sich um Nahrung für Mensch und Tier zu kümmern, Schutz vor Sonne und Hitze. Der Unterschied besteht darin, dass das deutsche Volk schon viele Mechanismen zum Leben und auch zum Schutz mit diesen klimatischen Bedingungen entwickelt hat, so dass man nicht mehr so sehr unter der Kälte leidet. Wir hier in Pedro II mit der Halbtrockenzone haben viele Antworten auf die Herausforderungen der Halbtrockenzone noch zu finden. Leider sind die Politiker sozusagen weit davon entfernt sich darum zu kümmern. Deshalb müssten Themen, wie z. B. die Katastrophen, die aus der Trockenheit entstehen, die Verschwendung von Wasser und Nahrungsmitteln, ständig Diskussionsthemen bei uns in der Halbtrockenzone sein. Wir sind davon überzeugt, dass der Nordosten lebendig und lebensfähig ist. Allerdings fehlen Politiker, die sich öffentlich für unsere Region einsetzen und noch mehr fehlt die Überzeugung von unserer Lebensfähigkeit. Es braucht Menschen, die sich mit Leib, Seele und Geist für ein würdevolles, ja gutes Leben in dieser Region einsetzen.

Wir bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben, dass unsere Reise so positiv war; nahezu perfekt. Es war richtig schön euch wieder zu sehen, in euren Wohnungen bzw. Häusern, in den Schulen und Gruppen. Wir konnten voneinander lernen und Erfahrungen austauschen. Von unserer Seite haben uns auch einige Menschen gefehlt, besonders die Jugendlichen, die eine Zeitlang mit uns in MANDACARU verbracht haben. Sie sind kaum in Erscheinung getreten; es gab nicht mal ein „Hallo“ für uns während unserer Reise. Möglicherweise haben wir uns auch nicht genug um Kontakt bemüht. Vielleicht wäre es eine Idee beim nächsten Mal, wenn wieder ein/eine Praktikantin eine bestimmte Zeit mit uns verbringt, eine Person bei MANDACARU auszusuchen, die dann sozusagen „Kontaktperson“ ist, damit die Verbindung nicht abbricht und keine Distanz entsteht. Ein Praktikum, sei es ein halbes Jahr, ein ganzes Jahr oder mehr dürfte doch eine Verwurzelung bzw. eine Verbindung zu MANDACARU bewirkt haben und wir möchten nicht, dass diese mit der Zeit verschwindet und dann weg ist.

Auch wenn man in Deutschland zahlreiche Herausforderungen wahrnimmt, z. B. das Thema „Migration“, die Streiks der Bundesbahn, wirtschaftliche Krisen, Arbeitslosigkeit, das Überleben kleiner Landwirtschaftsbetriebe, die Verlängerung der Zeit bis zum Renteneintrittsalter (Frauen jetzt erst mit 67 Jahren) betreffen, nimmt man in Deutschland längst nicht so eine soziale Missachtung wahr wie wir sie in Brasilien durch die Mächtigen des Landes erleben. Auch gibt es wohl in Deutschland längst nicht so viele Außenseiter bzw. Ausgegrenzte. Alles wirkt trotz Problemen gut organisiert und in Deutschland gibt es nicht diese starke Panik vor Überfällen oder von Straßengangs innerhalb einzelner Stadtteile oder an den Randgebieten. Wir haben hier auch Menschen gesehen, die gebettelt haben und auf der Straße leben. Doch hier in Deutschland konnten wir ganz anders als in Brasilien trotzdem ruhig und angstfrei durch die Straßen gehen, auch in Randgebieten der Städte.

Beeindruckend war sowohl die Herzlichkeit und die Aufmerksamkeit der Gruppen und Familien, die uns in den verschiedenen Regionen empfangen und sich um uns während der Reise gekümmert haben als auch das Interesse und die Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit.