Missionshilfe Pedro II

Interview

Gründerin Cläre Kurth

Cläre Kurth, die Schwester von Padre Noberto Herkenrath (†1997), gründete zusammen mit ihrer Familie und Freunden Anfang 1982 den Verein „Missionshilfe Pedro II, Brasilien e.V.“ mit Sitz in Siegburg. Anlass war die Abberufung ihres Bruders Norbert in dem Gründungsjahr als Geschäftsführer des Hilfswerks Misereor in Aachen.

In den vielen Jahren ihrer Hilfe für die Menschen in Pedro II fiel auch die Gründung des Vereins Mandacaru. Aus dieser Erinnerung beantwortet sie nachstehende Fragen.

Wie kam es dazu, dass der Verein „Missionshilfe Pedro II“ Mandacaru unterstützte?

Mandacaru ist aus der Pfarrei gewachsen. Die Initiative kam von jungen Brasilianern, die mit den Padres der Pfarrei Nossa Senhora da Conceição zusammen gearbeitet haben und ihre Erfahrung, ihr soziales Engagement vor allem der Landbevölkerung weiter geben wollten. Wir vom Verein wollten diese Hilfe unterstützen, da sie unserer Vereinssatzung entsprach.

Wurde dadurch die Pfarrei in Pedro II nicht mehr unterstützt?

Die Pfarrei, die bis dahin die Kindergärten in der Stadt, den Vororten und auf dem Land unterhielten, wurde weiter unterstützt. Es kamen durch Mandacaru neue Ansprechpartner dazu, die den Verein leiteten und neue Strukturen in dem großen Pfarrgebiet schafften, aber zu dem jeweiligen Padre der Pfarrei bestand weiterhin enger Kontakt.

Wie fand der Austausch mit Mandacaru statt und über wen?

Hilfreich war, dass die 1978, unter Padre Noberto, eingestellte Pastoralhelferin Maria Platen mit den jungen Brasilianern zusammen arbeitete. Über sie fand der Austausch statt, nicht zuletzt deswegen, dass der Verein alle Fragen in unserer beider „Muttersprache“ Deutsch kommunizieren konnte. Maria Platen sammelte auch die Katechetinnen um sich, um mit ihnen die geistliche und soziale Arbeit der Padres, vor allem auf dem Land, zu ergänzen.

Wie war die Reaktion bei den Spendern, neben der Pfarrei jetzt auch den Verein „Mandacaru“ zu unterstützen?

Zu Beginn waren die Spender irritiert, dass der Padre nicht mehr allein die Verteilung der Spenden vornahm. Aber mit der Zeit wurde die Struktur des Vereins Mandacaru erkennbar und vertrauter. Die Einteilung der Hilfe in Projekte fand auch bei den Spendern Anerkennung. Mandacaru stellte die Hilfe für die armen Familien im Interior in ihren Mittelpunkt. Projekte für die Landarbeiter mit Gewerkschaftsunterstützung, Brunnen- bzw. später Zisternenbau wurden in Angriff genommen. Die Kindergärten in der Stadt wurden weiter von der Pfarrei unterhalten (ASOP), in den Vororten und auf dem Land übernahm die Kindergärten (Asa Branca) Mandacaru. Die Spender honorierten diese Projektarbeit. Hinzu kam, dass, wie früher mein Bruder Norbert und auch Padre Lothario, ab 1993 jeweils zwei Mandacaru-Mitarbeiter unsere Spendergruppen in Deutschland besuchten. Aus „erster brasilianischer Hand“ die Projekte vorgestellt zu bekommen und die Verwendung der Gelder zu zeigen, förderte das Vertrauen.

Wie sah die Hilfe vor der Gründung von Mandacaru aus?

Die Sach- und Geldspenden wurden direkt an die Pfarrei in Pedro II geschickt. Es wurden in Siegburg viele Kleiderspenden gepackt und auf dem Seeweg nach Brasilien aufgegeben. Auch Bettwäsche für das Krankenhaus wurden zusammengestellt, ebenso Medikamente, die aber zum größten Teil über die „Action Medeor“, weltweite Notfallapotheke, verschickt wurden. Die Verteilung in Pedro II oblag dem jeweiligen Padre, der mit seinen Mitarbeitern die Not einschätzte und die Hilfsentscheidung fällte.

Was ist aus Ihrer Sicht im Rückblick noch erwähnenswert?

Es freut mich zu sehen, wie gut und strukturiert die Brasilianer im Verein Mandacaru arbeiten. Da die Projekte, bis auf das Projekt mit den Landarbeitern/- familien, sich auf Kinder und Schüler konzentrieren, bekommen sie auch die Unterstützung des Kindermissionswerks in Aachen. Denen müssen sie auch Rechenschaft abgeben. Gespannt bin ich auf den Bericht meines Sohnes Bruno, Stadtpfarrer von Wuppertal, nach seiner Rückkehr im Dezember. Er ist mit Freunden zur 25-Jahrfeier von Mandacaru eingeladen.

Das Gespräch führte Günter Langen